Karriere ohne Schulabschluss - bis zur Einberufung
1929, kurz vor dem Abitur, wollte Otto unbedingt von der Schule abgehen. So begann er eine Ausbildung in einer Buntpapierfabrik. Als er 1940 Filialleiter der Firma in Berlin werden sollte, erhielt er die Einberufung zum Militär und wurde später an die Ostfront abkommandiert.
“Studieren lassen könnt ihr mich sowieso nicht!“
Ohne mit meinen Eltern darüber gesprochen zu haben, wollte ich in der Untersekunda (10.Klasse) von der Schule abgehen, um einen Beruf zu erlernen. Meine Eltern wollten mich die Schule bis zum Abitur besuchen lassen, trotz der damit verbundenen finanziellen Belastung. 1929 waren viele, besonders junge Menschen, arbeitslos geworden.
Der Jugendleiter meines Schwimmclubs hatte gute Beziehungen zu verschiedenen Firmen in Düsseldorf und Umgebung. Ich hatte ihm von meinem Entschluss erzählt und er hatte für mich zwei Sachen in Aussicht: eine Versicherung in Düsseldorf und eine Buntpapierfabrik in Erkrath. Mit dieser Information ging ich zu meinen Eltern und überraschte sie mit den Worten: “Ich möchte die Schule verlassen und eine Lehre beginnen. Studieren lassen könnt ihr mich sowieso nicht!“ Mein Vater meinte, für mich käme nur die Fabrik in Betracht, weil Versicherungen damals als ‘wackelig‘ galten.
Vorzeitiges Schulende
Mit meinem Vater stellte ich mich in Erkrath vor, wo ich als Lehrling angenommen wurde, ohne dass ich Bewerbungsunterlagen wie Zeugnisse etc. beibringen musste. Dabei profitierte ich davon, dass der Jugendleiter des Schwimmclubs und der Firmeninhaber sich gut kannten, was ich jedoch erst später erfuhr.
Für mein vorzeitiges Zeugnis, noch vor Ende der Schulzeit im April 1929, musste eine außerplanmäßige Schulkonferenz abgehalten werden.
Anstrengende Lehrjahre
Meine Ausbildungszeit begann schon am 15. März. Die Lehre, deren Vertrag ich noch besitze, dauerte drei Jahre und ging anfangs über 54, später 48 Stunden die Woche, auch samstags – und das bei nur drei, später sechs Urlaubstagen im Jahr.
Die Arbeit fing um 7.30 Uhr an und endete frühestens um 17 Uhr. Da ich mit der Straßenbahn und mit dem Zug anreisen und zurückkehren musste, war ich an sechs Wochentagen von 6 Uhr bis 18.30 Uhr von zu Hause fort.
Nach Beendigung meiner Lehre wurde ich 1932 fest angestellt. 1935 wurde ich kaufmännischer Leiter der Filiale in Düsseldorf. 1940 sollte ich die Filiale in Berlin übernehmen, wurde aber zum Militärdienst eingezogen.
Auszug aus: "Mein Leben", erzählt von Otto T., geschrieben von H-J.vR., Auszug verfasst von Marion PK
Foto: chitsu san/Pixabay
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