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Nach dem Abitur: Kein Studium wegen Parteimitgliedschaft

Eva, 1924 in Breslau geboren, verlebt eine fröhliche Kindheit in dieser Stadt, zusammen mit ihrer Zwillingsschwester. Nach der Schulzeit absolviert sie eine kaufmännische Ausbildung und möchte anschließend studieren. Deshalb tritt sie der NSDAP bei. Aus diesem Grund aber wird ihr nach dem Krieg ein Studium verwehrt.



Es fiel uns alles leicht, weil uns die Schule Spaß gemacht hat

Meine Zwillingsschwester und ich sind von Anfang an gern in die Schule gegangen. Wir waren in einer gemischten Klasse, mit 30 bis 40 Schülern. An unserem ersten Schultag hatte sich unsere Mutter mit der Uhrzeit vertan und wir kamen zwei Stunden zu spät, als alle schon fertig waren. Wir fanden das eher lustig, aber unserer Mutter war das sehr peinlich.


Nicht ehrgeizig, aber gute Noten

Wir hatte keine Lieblingsfächer, wir haben einfach alles gern gelernt. Nur von Sport waren wir nicht ganz so begeistert. Wir waren aber nicht besonders fleißig. Weil wir nach der Schule lieber spielen wollten, schrieben wir unsere Aufsätze manchmal erst frühmorgens im Bett, bevor wir losgingen. Während der Fahrradfahrt haben wir auch öfter in das Vokabelheft geschaut, das wir in einer Hand hielten. Da haben sich die Leute natürlich aufgeregt, weil wir den Verkehr gefährdeten. Wir waren nicht besonders ehrgeizig, haben aber gute Noten geschrieben. Es fiel uns alles leicht, weil uns die Schule Spaß gemacht hat.


Neben der Ausbildung zum Abendgymnasium

Die Schule beendeten wir mit der Mittleren Reife und suchten uns dann einen kaufmännischen Ausbildungsplatz. Leider waren wir da nicht glücklich und bemühten uns, weiter in ein Gymnasium zu kommen. Wir fanden ein Abendgymnasium, das wir zwei Jahre besuchten. Wir verbrachten den Acht-Stunden-Tag in unseren Ausbildungsstätten und gingen abends von 20 bis 22 Uhr ins Gymnasium. Obwohl es anstrengend war, hat es uns Freude gemacht.


Abitur mit Verwechslungsgefahr

Wir machten unsere Abschlussprüfungen im Beruf und im Oktober 1944 bestanden wir das Abitur. Das mündliche Abitur wurde an zwei Tagen abgenommen und die Lehrer baten uns, aus verständlichen Gründen, an verschiedenen Tagen zu kommen. Immerhin bestand bei uns als sehr ähnlich aussehende Zwillinge ja Verwechslungsgefahr! Meine Schwester ließ mir den Vortritt und wurde am zweiten Tage geprüft. Am selben Abend erlebten wir den ersten und einzigen Bombenangriff auf unsere Stadt. Am Tag danach wurde dann kräftig gefeiert.


Uni verwehrt – alle Bemühungen vergeblich

Meine Schwester und ich wollten eigentlich studieren, aber das war nicht möglich. Gegen Ende des Krieges waren wir in die Partei (NSDAP) eingetreten, weil es hieß, dass man nur studieren kann, wenn man Parteimitglied ist. Doch eben deshalb wurde uns später das Studium verwehrt. Es war sehr bedauerlich, denn wir wollten Grundschullehrerinnen werden. Aber alle Bemühungen waren vergeblich.


Auszug aus: ‘Mein schönes Leben‘, erzählt von Eva S., geschrieben von Lyly L., Auszug verfasst von Marion PK


Foto: TeeFarm/Pixabay

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