Nach der schönen Schulzeit begann der „Ernst des Lebens“
Elfriede, geboren 1925 in der Nähe von Glogau/Schlesien, wird als uneheliches Kind von ihren Großeltern aufgezogen, in ärmlichen, aber liebevollen Verhältnissen. Während des Krieges erlebt sie eine dramatische Flucht über Berlin nach Bad Godesberg. Dort lernt sie ihren späteren Ehemann kennen, gründet eine Familie und lebt viele Jahre in einem Mehrgenerationenhaus mit ihrer Verwandtschaft.
Schule hat begonnen
Die Schulzeit begann für mich am 1. April 1931. Damals begann und endete das Schuljahr immer zu Ostern bzw. am 1. April.
Da es in meinem Dorf nur eine evangelische Schule gab, meine Familie aber streng katholisch war, verbrachte ich meine gesamte Schulzeit in der katholischen Schule in der Nachbarstadt. Das waren jeden Tag drei Kilometer hin und wieder zurück. Im Sommer bin ich oft mit dem Fahrrad gefahren, aber im Winter lag bei uns hoher, richtig hoher Schnee; da ging es nur zu Fuß.
In der Schule war es üblich, dass mehrere Schuljahre in einem Klassenraum gemeinsam unterrichtet wurden, zum Beispiel das 5. und das 6. sowie das 7. und 8. Schuljahr. Dabei nahmen die 5. und 6. Klasse die rechte Seite des Raumes in Anspruch, und die 7. und 8. die linke.
Ein Lieblingsfach hatte ich nicht, aber im Handarbeiten bekam ich immer eine Note 1, da ich schon viel von meiner Oma gelernt hatte. Es gab extra eine Handarbeitslehrerin. Während die anderen Schülerinnen im wahrsten Sinn des Wortes bei der Strickarbeit schwitzten, da waren die Nadeln schon rostig, hatte ich schon mit neun Jahren meinen ersten Pullover mit Zopfmuster fertig.
Im Großen und Ganzen bin ich gern zur Schule gegangen und war auch eine gute Schülerin. Der Lehrer hätte mich gern auf die weiterführende Schule geschickt, aber wenn man keinen hat, der hinter dir steht und sagt: „Du könntest das machen!“, dann ist es schwierig. Außerdem kostete es ja Schulgeld, und das hatten meine Großeltern nicht.
Nach acht Jahren, am 1. April 1939, endete meine Schulzeit, und ab da fing der Ernst des Lebens erst richtig an, denn das Pflichtjahr begann.
Ausschnitt aus: "Ein nicht üblicher Lebensweg",
erzählt von Elfriede U., geschrieben von Ute M-P, Auszug verfasst von Marion PK
Foto: Anastasia Zhenina/Pixabay
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