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Kindheit in Krefeld: Pimpf in der Grundschule, dann zur Hitlerjugend

Dieter H. wurde 1927 geboren. Er beschreibt seine Heimatstadt, das Wohnumfeld und seine Kindheit dort sehr detailreich. Der Familie ging es dank des handwerklich arbeitenden Vaters recht gut.


Dieter allein unterwegs

Als ich vier, fünf Jahre alt war und mit meinen Eltern in Krefeld auf dem Nassauer Ring wohnte, ließ meine Mutter mich schon alleine aus dem Haus gehen. Ich durfte ohne Begleitung vom Nassauer Ring Tante Gertrud auf der Brahmsstraße besuchen. Zuerst ging Mutter in einigem Abstand hinter mir her um zu sehen, was ich denn wohl machen würde auf meinem Weg ins Musikerviertel. Ich musste ja auch die Moerser Straße überqueren, die Bismarckstraße entlanglaufen, dann vor dem Bismarckplatz abbiegen in den Unter-Cracauer-Weg, an dessen Ende man auf der Brahmsstraße landete. Ich meisterte die Strecke wohl ganz gut, denn nach wenigen „observierten“ Ausflügen durfte ich alleine auf Verwandtenbesuch gehen.


Fahrradfahren freihändig

Zwischen Girmesgath und der Prinzenbergstraße gab es einen Verbindungsweg, den wir Ascheweg nannten. Der ging durch bis zum Neuer Weg, hatte links und rechts Gärten. Richtung Schule, zu den Großeltern oder in die Stadt, immer benutzte man zu Fuß diesen Weg. Aber auch mit dem Rad fuhr man über diesen Weg. Ich war mit meiner Mutter mit dem Rad unterwegs und wollte ihr auf diesem Ascheweg zeigen, wie gut ich schon freihändig fahren konnte. Sie meinte – nett ausgedrückt –, das wäre wohl nicht das Richtige, aber ich demonstrierte es ihr trotzdem. Natürlich ging das schief, ich stürzte und hatte in beiden Knien Asche, die man übrigens heute noch sehen kann.

Mutter stieg auch vom Rad (ob sie zuerst mein Fahrrad oder mich aufhob, weiß ich nicht mehr) und versohlte mir den Hintern. Aus einem der angrenzenden Schrebergärten mischte sich eine Männerstimme ein und rief „Lott dat Kenk en Rouh!“ Mutter brach die Schläge ab, brachte mich nach Hause und setzte mich dort auf den Küchentisch. Ich war voller Blut und Mutter griff zu ihrem Allheilmittel: Jodtinktur! Das war aber nicht die Jodtinktur von heute, sondern die von früher. Was hatte Mutter für einen Spaß, weil die Tinktur so schön biss! Die Wunden an den Knien reichten später noch zu einer Furunkulose, an der ich später in Wilhelmshaven viel Spaß hatte.


Symbolfoto: Quelle pexels, Sebastian Voortman



Die Folgen von Fahrradfahren freihändig

In den großen Ferien wurden meine Mutter und ich von meiner Tante eingeladen, mit nach Wilhelmshaven zu fahren. Damals gab es da noch einen Strand und einen einzelnen Kran, den "Langen Heinrich".

Am Strand bekam ich wohl durch die Verbände an den Knien Sand in die Wunden. Und schon hatten wir die Schweinerei! Meine Tante stellte fest „Das ist hier nichts für das Kind“, ließ ihren Mann, Onkel Paul, per Zug anreisen, und dann ging es mit der ganzen Reisegesellschaft per Zug wieder zurück Richtung Krefeld.

Auf der Rückfahrt verließen Tante und Onkel den Zug an ihrem früheren altbekannten Urlaubsort, Bad Rothenfelde, einem Heilbad für Kinder. Hier hatten sie früher mit ihren Kindern und einem Riesenkoffer, der in die Urlaubsfrische vorausgeschickt wurde, die Ferien verbracht.

Mutter und ich fuhren weiter bis Krefeld. Damals war Mutter bekannt mit Herrn M., einem Homöopathen. Der unternahm auch etwas; ich glaube, er wechselte den Verband, aber es trat keine Besserung ein. Von Onkel und Tante wurden wir aufgefordert, ganz schnell nach Bad Rothenfelde zu kommen. Hier unternahmen wir zwar einiges, aber ich war dennoch nicht ganz bei mir. Endlich ging Mutter mit mir in eine Apotheke (die es heute noch gibt), der Apotheker rührte eine Salbe an, trug sie auf, und nach zwei, drei Tagen merkte ich schon, dass die Wunden an den Knien besser wurden. Es war wohl eine Art Lebertransalbe, die ganz schnell zur Heilung führte. Die Salbe stank auf jeden Fall entsprechend. Sie war genauso archaisch wie die schwarze Zugsalbe oder die rote Pille beim Kommiss, die einen auch rot pinkeln ließ.


Butterbrot in Zeitungspapier

Auf der Brockerhofstraße schlief ich in einem kleinen Raum, der zur Straße ging und ein Fenster hatte. Dort stand eine Schlafcouch, die jeden Abend zum Schlafen hergerichtet wurde. Tagsüber wurde das Bettzeug weggepackt.

Mein Vater leistete sich damals einen Mitarbeiter für das Zeichenpult. Das war der Bernhard aus St. Hubert. Bernhard kam jeden Tag mit dem Fahrrad aus St. Hubert. Mein Bettzeug musste jeden Tag weggeräumt werden, weil in der Ecke am Fenster Bernhards Arbeitsplatz war. Ich hatte zu Bernhard ein gutes Verhältnis. Wir beide tauschten gelegentlich unsere Butterbrote. Meines war von der Mutter gemacht worden, aber Bernhard brachte von zuhause – sie hatten eine Landwirtschaft – Rosinenbrot mit, eingepackt in Zeitungspapier. Ob Bernhard der Tausch recht war, weiß ich nicht, aber er machte das einfach. Irgendwann erfuhr Mutter von dem Tausch. Die Sache selbst fand sie wohl gar nicht so schlimm. Schlimm war für sie nur, dass das Butterbrot von Bernhard in Zeitungspapier eingewickelt war!


Fahrrädchen und Ziegenbock

Zu dieser Zeit bekam ich mein erstes Fahrrad. Das war ein Kinderfahrrädchen mit Hartgummireifen, auf dem ich schon prima fahren konnte. Ich brachte es sogar fertig, mit diesem Fahrrädchen Bernhard bis nach St. Hubert zu begleiten, trotz des Kopfsteinpflasters! Bernhard wohnte zwar in einem „Reihenhaus“, aber neben der Haustür befand sich zusätzlich ein Hoftor mit einer Schlupftür. Als ich durch die Schlupftür den Hof betrat, traf ich auf den frei laufenden Ziegenbock, der mich nicht kannte. Ich wurde natürlich sofort aufs Horn genommen und flog über den Hof.

Das Fahrrädchen und der Ziegenbock sind zwei Dinge, die ich mit St. Hubert verbinden. Bernhard besuchte uns während eines Fronturlaubs noch einmal im Krieg (1), er nahm am Afrikafeldzug (2) teil.


Haus mit Toilette und Heizung

Das Geschäft meines Vaters lief gut. Sein Problem war nur, dass alle Materialien, die er für seine Arbeit benötigte, an verschiedenen Stellen gelagert waren. Auf der Brockerhofstraße war es nicht möglich, ein einziges großes Lager anzulegen. Jeden Tag musste das Material zusammengestellt werden, um die Aufträge ausführen zu können. Da beschäftigte Vater auch schon wieder Monteure.

Herr N. war ein Obermonteur, der schon ewig in der Firma war. Er bekam von meinen Süßigkeitentellern, die ich zu Weihnachten aus der Verwandtschaft bekam (manchmal standen da fünf, sechs Süßigkeitenteller) mindestens schon mal einen, da er auch Familie hatte. Er wohnte auf dem Oranierring.


Auf der Ecke Heimendahlstraße/Brockerhofstraße war ein Tante-Emma-Laden mit einem halbrunden Eingang. Neben diesem Laden gab es ein Grundstück mit einem herrschaftlichen Haus für drei Familien. Zu dem Zeitpunkt wohnten dort zwei Familien; das Erdgeschoss war frei. Es lag im Hochparterre und war über vier bis fünf Stufen von einem Podest aus zu erreichen. In den Keller, der auch teilweise über der Erde lag, kam man durch eine separate Tür. Sonst gab es in der näheren Umgebung nur noch Schrebergärten. Neben dem herrschaftlichen Haus fand man als Bebauung auf dem Grundstück nur noch Garagen und Schuppen. Auf dieses Grundstück hatte mein Vater ein Auge geworfen, um es dann letztendlich auch zu kaufen, sicherlich nicht in bar.


Es ging 1933 wirtschaftlich aufwärts

Ich nehme an, dass mein Vater 1933 Parteimitglied (3) war und die Vorteile, die er dadurch haben konnte, auch genutzt hat. Das Haus baute er noch ein bisschen um, so dass wir 1936 dort einziehen konnten.

Aber auch sonst ging es dem Geschäft meines Vaters, wie der gesamten Wirtschaft, besser. Es wurde wieder mehr gebaut und Vater bekam mehr Aufträge. Mit dem neuen Haus und dem angeschlossenen Grundstück, auf dem die Arbeitsmaterialien gelagert werden konnten, ging es wirtschaftlich bergauf. Zum damaligen Zeitpunkt war meine Mutter schon glückliche Besitzerin eines Elektroherdes, für den extra neue Töpfe angeschafft werden mussten.

Im Keller hatten wir eine Heizungsanlage, ich vermute, nur für die Wohnung. Da das Haus schon etwas älter war, gab es noch keine Badezimmer. Die Toiletten waren aber schon nicht mehr im Treppenhaus, sondern es gab in jeder Etage eine. Das Haus besaß einen Flügelanbau, jedoch nur im Erdgeschoss. Dadurch hatte die Wohnung in der ersten Etage eine große Terrasse.


Mein Kinderzimmer war das größte Zimmer der Wohnung, mit einem großen Fenster und einer breiten Fensterbank. Im Kellerraum, der unter meinem Zimmer lag, hatte Vater all die besseren Sachen für seine Arbeit gelagert. In meinem Zimmer, einem Durchgangszimmer, welches drei Viertel des Anbaus einnahm, konnte ich spielen und schlafen. Zusätzlich gab es noch Platz für einen Kleiderschrank. Weil die Position der Zimmertür keine andere Möglichkeit zuließ, trennte Vater von diesem Zimmer eine Ecke ab und installierte hinter einem Vorhang eine Möglichkeit zum Baden. Im Elternschlafzimmer gab es den Luxus eines Doppelwaschtischs für die Eltern.


Zukunftspläne

Wenn ich, als ich drei oder vier Jahre alt war, gefragt wurde: „Was willst du denn mal werden?“, antwortete ich: „Ich fahre, ich fahre, ich fahre mit der gelben Straßenbahn, die nach Moers fährt.“ Der Begriff Straßenbahnfahrer war mir nicht bekannt, aber ich wusste trotzdem, dass ich die Linie 12 lenken wollte.


Schule: Ich mache einen "ziemlich guten Anfang"

Im Jahr 1933, als ein „Herr“ Adolf Hitler (4) an die Macht kam, wurde ich mit sechs Jahren eingeschult. Der Schulweg führte über die Weyerhofstraße, kreuzte die Hülser Straße und am Ende der Weyerhofstraße landete man auf der Inrather Straße. Auf der Inrather Straße rechts herum ging es zur katholischen Schule. Die Schule lag auf dem Teilstück zwischen Weyerhofstraße und der Pauluskirche am Moritzplatz. Die Schule für die evangelischen Kinder lag noch ein Stückchen weiter stadteinwärts. Unterrichtet wurden wir von Fräulein S., etwas kompakte Figur, Haare zum Knoten streng nach hinten gekämmt.

Wir Kinder empfanden sie als alte Frau, wahrscheinlich war sie damals aber eher 30 oder 35 Jahre alt. Ich fand sie sehr sympathisch. Das erste Zeugnis war die erste Seite in einem Zeugnisheft für die Volksschule. Damals gab es noch keine Noten.

Auf dem Zeugnis für das 1. Schuljahr stand nur der Name und die Bemerkung „Hat einen … Anfang gemacht“. Das erste Zeugnis kam und auf meinem Zeugnis stand „Dieter hat einen ziemlich guten Anfang gemacht.“ Meine Mutter war maßlos enttäuscht, aber danach, als es Noten gab, brachte ich nur Einser und Zweier nach Hause.


Wir waren wohl mindestens dreißig Jungen und Mädchen in einer Klasse. Ich erinnere mich an eine Mitschülerin mit Namen Ursula. Sie wohnte Auf der Girmesgath, und ihr Schulweg führte sie Richtung Moritzplatz. Und ich erinnere mich noch an ein anderes Mädchen aus meiner Klasse, deren Familie an der Ecke Hülser Straße/Girmesdyk ein Geschäft für Farben und Tapeten hatte. Das Mädchen war dunkelhaarig und etwas rundlich. In meiner Schule installierte mein Vater eine Heizungsanlage. Ich war ganz stolz, als mein Vater während meines Unterrichts eine Baustellenbesichtigung in meinem Klassenraum hatte.


Meine Mutter war sehr katholisch erzogen worden, und deshalb ging ich mit neun Jahren zur Kommunion.


1937 ging meine Grundschulzeit zu Ende. Da meine Noten am Ende der Grundschulzeit gut waren, stand einem Wechsel an die weiterführende Schule nichts im Wege.


Brot und Wurst vom Bäcker und Metzger

Auf dem Oranierring, nahe der Kreuzung mit der Hülser Straße, hatte unser Metzger K. sein Geschäft. Die Verkaufsräume sind später umgebaut worden zu einer Wohnung. Brot und Backwaren wurden damals auf der Hülser Straße gekauft. Die Bäckerei H. lag auf der Hülser Straße, Ecke Zwergstraße. Das war dann der Hausbäcker meiner Mutter, bereits zu der Zeit, als ich noch im Kinderwagen gefahren wurde.

Wenn Mutter mit mir in die Bäckerei kam, beugte man sich über den Wagen und es kam ein „Hach…!“ Mehr muss ich nicht sagen! Bei meinem eigenen Sohn vermied ich solche Begegnungen, kurvte um die Geschäfte herum, denn ich schob damals schon den Kinderwagen. Und das war zu der Zeit, nämlich 1962, auffällig und ungewöhnlich. Heutzutage ist es sehr schwer, einen richtigen Pottweck – mit Schmalz – beim Bäcker zu bekommen. Den gab es bei der Bäckerei H., der ich die Treue gehalten habe, so lange sie auf der Hülser Straße war. Ich kenne noch Vater Johannes H. mit der Augenklappe und Sohn Hansheinz H., der noch im hohen Alter in der Politik mitmischte. In Kriegszeiten, wenn sie Sorgen hatte, meldete meine Mutter sich bei Herrn H., dem Oberbürgermeister, an und wurde auch von ihm empfangen.


Ich wurde ein Pimpf – eigentlich eine wunderschöne Zeit

Als ich acht Jahre alt war, das war 1935, meldete mich mein Vater bei der Hitlerjugend (5) an. In dem Alter wurden wir Pimpfe genannt. Warum er das machte, weiß ich nicht. Vielleicht tat er das, weil er von der Partei beeinflusst wurde, vielleicht aber auch, weil er dachte, dass die Kinder von der Straße müssten. Wir unternahmen viel mit den Pimpfen. Es ging zum Beispiel über Girmesdyk, Wilmendyk bis Breitendyk, dann links ins Hülser Bruch, wo wir damals natürlich auch Krieg spielten. Mit acht Jahren war die Mitgliedschaft bei den Pimpfen noch freiwillig, mit zehn Jahren wurde sie zur Pflicht.

Mit zehn Jahren ging meine wunderschöne Zeit bei den Pimpfen zu Ende. Da mussten dann alle Kinder zur Hitlerjugend, auch z.B. die Kinder aus dem D-Zug (6) von der Inrather Straße.

Denen ging es damals schon so schlecht, dass sie die Fensterbänke verheizten. Nach ungefähr einem Jahr bei der Hitlerjugend bekam ich ein Pöstchen und übernahm die Betreuung von sechs anderen Kindern. Unter diesen Kindern waren auch einige aus dem „D-Zug“.

Wir hatten mittwochs und samstags Dienst, und ich musste kontrollieren, ob alle Kinder da waren. Sie waren natürlich nicht alle da! In dem Fall hatte ich die Pflicht, zum Elternhaus zu gehen und das Fehlen der Kinder zu reklamieren. Ich wurde bei den Hausbesuchen zwar nicht verhauen oder beschimpft, aber es war sehr unangenehm.


(1) Als Zweiter Weltkrieg (1.9.1939 – 2.9.1945) wird der zweite global geführte Krieg sämtlicher Großmächte im 20. Jahrhundert bezeichnet. In Europa begann er mit dem von Adolf Hitler befohlenen Überfall auf Polen. …. Im Kriegsverlauf bildeten sich militärische Allianzen, die als Achsenmächte und Alliierte (Anti-Hitler-Koalition) bezeichnet werden. Hauptgegner des nationalsozialistischen Deutschen Reiches waren in Europa das Vereinigte Königreich mit dem … Premierminister Winston Churchill an der Spitze sowie (ab Juni 1941) die unter der Diktatur Stalins stehende Sowjetunion. … Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endeten die Kampfhandlungen in Europa am 8. Mai 1945; die beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki führten zur Kapitulation Japans am 2. 9.1945. … Über 60 Staaten auf der Erde waren direkt oder indirekt am Weltkrieg beteiligt, mehr als 110 Millionen Menschen trugen Waffen.


(2) Unter dem Begriff Afrikafeldzug sind im deutschsprachigen Raum die militärischen Operationen der Achsenmächte gegen die Alliierten in Libyen, Ägypten und Tunesien während des Zweiten Weltkrieges im Zeitzaum vom 9. September 1940 bis zum 13. Mai 1943 bekannt. Ziel des Feldzugs war die Erlangung der Vorherrschaft in Nordafrika.


(3) Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war eine in der Weimarer Republik gegründete politische Partei, deren Programm und Ideologie (der Nationalsozialismus) von radikalem Antisemitismus und Nationalismus sowie der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt war. Sie war als straffe Führerpartei organisiert. Ihr Parteivorsitzender war ab 1921 der spätere Reichskanzler Adolf Hitler, unter dem sie das sogenannte Dritte Reich von 1933 bis 1945 als einzige zugelassene Partei beherrschte.


(4) Adolf Hitler (20.04.1889 – 30.04.1945) … geb. in Österreich-Ungarn, war ein deutscher Politiker österreichischer Herkunft. Von 1933 bis zu seinem Tod war er Diktator des Deutschen Reichs. Ab 1921 war er Vorsitzender der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), von 1933 bis 1945 deutscher Reichskanzler, ab 1934 auch Staatsoberhaupt und ab 1938 Oberbefehlshaber der deutschen Wehrmacht. …


(5) 1926 gründete die NSDAP die Hitlerjugend (HJ) als Jugendorganisation der Nationalsozialisten, vier Jahre später den Bund deutscher Mädel (BDM). … Der Beitritt zur HJ bzw. zum BDM wurde zur Pflicht, aber nicht jeder durfte Mitglied werden. Die Kranken und Schwachen wurden zurückgewiesen und die Juden waren von der Zugehörigkeit zur HJ ausgeschlossen. Auch wenn einige Eltern es nicht gerne sahen, wenn ihre Kinder in die HJ gehen wollten, sie davon abzuhalten war nicht leicht. Wer dies dennoch versuchte, dem drohten Geld- und Gefängnisstrafen. 1939 hatte die Hitlerjugend deshalb fast neun Millionen Mitglieder. Die Zehn- bis 14-Jährigen dienten im Deutschen Jungvolk oder beim Jungmädelbund, die 14- bis 18-Jjährigen in der HJ oder im BDM.

Schon Zwölfjährige lernten damals das Schießen mit Karabinern und später auch den Umgang mit der Panzerfaust. 1943 waren die meisten Flakgeschütze mit Hitlerjungen besetzt. Mit der Ausrufung des "Totalen Krieges" Anfang 1943 führten die Nationalsozialisten das Notabitur ein, das es ermöglichte, dass nun auch Halbwüchsige in den Krieg ziehen konnten.


(6) Schon im 19. Jahrhundert waren Fachkräfte rar. Um sie anzulocken, bauten Unternehmen für sie Unterkünfte. Vorbild waren die "Victorian rows" in England. Die Zechensiedlungen sind auch heute sehr begehrt.

Die Häuser waren ein- bis eineinhalbgeschossig gebaut und bis zu 200 Meter lang. Für zehn bis zwölf Wohnparteien gab es eine gemeinsame Wasserstelle sowie Außentoiletten, und die Kanalisation verlief oberirdisch: Die ersten Unterkünfte für Zechenarbeiter im Ruhrgebiet Mitte des 19. Jahrhunderts waren kaum mehr als einfache Schlafstellen, teils für Ledige, teils für Familien. Als Vorbild dienten die "Victorian rows" in England - im deutschen Sprachgebrauch auch D-Zug genannt.

Trotz simpler Ausstattung erfüllten die Häuser ihren Zweck: Sie bildeten insbesondere für viele Landarbeiter einen Anreiz, auf der Zeche zu arbeiten. Wohnraum war knapp in der Gründungsphase des Ruhrgebiets. Und die Unternehmen suchten händeringend nach Arbeitskräften. Da lag es nahe, Arbeiter mit der Aussicht auf ein Dach über dem Kopf zu locken - und, fast noch wichtiger, an sich zu binden. Denn um 1900 war die Fluktuation in den Zechenbelegschaften extrem hoch. Die Betriebe warben sich ständig gegenseitig Arbeitskräfte ab. Eine Werkswohnung dagegen machte die Beschäftigten ein Stück weit immun gegen die Lockangebote der Konkurrenz. Denn bis 1919 war in Deutschland eine Koppelung von Arbeits- und Mietvertrag möglich: Wer seinen Arbeitsplatz verlor, verlor auch seine Wohnung - und zwar noch am selben Tag. "Der Werkssiedlungsbau war somit vorrangig eine betriebliche Notwendigkeit und weniger Ausdruck sozialer Großzügigkeit", heißt es in einer Untersuchung des Landschaftsverbandes Rheinland über Arbeiter- und Werksiedlungen im Ruhrgebiet. In Städten wie Duisburg oder Hamm wohnten zu Beginn des ersten Weltkriegs 1914 etwa zwei Drittel der Bergarbeiter in Zechensiedlungen. Neben den Unternehmen der Montanindustrie (also überwiegend Zechen sowie Stahl- und Eisenwerke) gehörten vor allem Eisenbahneigner (wie die Reichsbahn oder die Königlich Preußische Eisenbahndirektion) und Genossenschaften zu den ersten Siedlungsbauern im Ruhrgebiet.


Auszug aus "Meistens hab ich Glück gehabt“, erzählt von Dieter H., aufgeschrieben von Marlis S. (2019), bearbeitet von Barbara H. (2024)

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