Unzertrennlich – Aus den Augen verloren – Hochzeit
Eva S. wurde 1924 in Breslau geboren. Mit ihrer Zwillingsschwester Julia verbrachte sie dort unbeschwerte Jahre, bis sie 1945 in den Westen flüchten mussten. In Niederbayern fanden sie freundliche Aufnahme bei einer Bauernfamilie, mit deren Kindern bis heute Kontakt besteht. In dieser Zeit lernte Eva ihren späteren Ehemann kennen.
Wir tanzten den ganzen Abend zusammen
Eines Tages, als ich mit Reserl zum Tanzen ging, stand neben Gudrun ein sehr hübscher junger Mann. Ich dachte: “Oh, wo hat Gudrun denn diesen schönen Kerl aufgegabelt?“, da sagte sie, das sei ihr Bruder Helmut. Meine Augen zeigten ihm, dass er mir gefiel und das wiederum gefiel ihm. So tanzten wir den ganzen Abend zusammen, da er sich so stellte, dass mir kein anderer winken konnte.
Von diesem Abend an waren wir unzertrennlich. Es war eine wunderbare Zeit. Gern wären wir gleich zusammengeblieben, aber dafür waren wir zu jung: er 18, ich 21 Jahre alt.
Abschied von Helmut
Dann kam der Tag, an dem wir (meine Mutter, meine Schwester und ich) nach Schwabach zu unserem Vater fuhren. Die Donaubrücken waren gesprengt. Helmut hatte uns begleitet und schwänzte dafür die Schule. Auf dem Schiff stand plötzlich sein Vater und Helmut hatte sichtlich Angst. Daraufhin bin ich zum Vater hingegangen und habe ihm erklärt, dass uns Helmut nur begleitet, weil wir Niederbayern verließen und er sich verabschieden wollte. Später hat mir mein Schwiegervater dann mal gesagt, dass ihm mein Mut, ihm das zu sagen, gefallen hat.
Wiedersehen in Düsseldorf
Während der Zeit, als ich in Schwabach wohnte, haben Helmut und ich uns etwas aus den Augen verloren. Irgendwann setzte der Briefwechsel aus. Als ich einige Jahre später in Düsseldorf-Froschenteich wohnte, erfuhr ich von Frau B., dass Helmut sich bei ihr nach meiner Adresse erkundigt hatte. Inzwischen hatte er im Ruhrgebiet eine Anstellung angenommen. Die gefiel ihm nicht. Und so schlug ich ihm vor, sich bei der Versicherung, wo ich arbeitete, vorzustellen. Nach einem Jahr wurde er als fester Mitarbeiter übernommen.
Helmut bekam auch in Froschenteich ein Zimmer für sich, so dass wir gemeinsam früh nach Düsseldorf fuhren und abends zurückkamen.
Helmut und ich heirateten am 29. November 1952 in Wittlaer. Wir feierten in kleinem Kreis mit Verwandten von beiden Seiten. Mein Brautkleid hatte ich mir selbst genäht. Gegen Abend fuhren wir mit der Straßenbahn nach Hause, in die Gladbacher Straße.
Auszug aus "Mein schönes Leben", erzählt von Eva S., geschrieben von Lyly L., Auszug verfasst von Marion PK
Foto: monicore/OpenClipart-Vectors/Pixabay
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