„Freiwillig“ zur Wehrmacht: „Ihr wollt uns rausschicken zum Verbluten? Ihr spinnt wohl"
Hans L. kommt 1929 im 300-Seelen-Dorf Kirchengel in Thüringen (1) zur Welt. Seine Eltern betreiben ein Wirtshaus mit angeschlossener Schlachterei, Kolonialwarenladen (2) und Poststelle. Seine Kindheit ist geprägt durch das heile, dörfliche Leben, aber auch die Auswirkungen des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges. 1950 flieht er aus der DDR in den Westen, mit dem Ziel Krefeld. Das war der Beginn einer beeindruckenden beruflichen Karriere und einer großen Liebe in Westdeutschland. Seine Verbindung zu seinem Heimatdorf hat er aber nie verloren.
Hermann Göring bleibt zuhause – Sitzstreik im Wald
Im Januar 1945 war die Schule für uns Jungs vorbei. Wir wurden dienstverpflichtet und mit dem Volkssturm (3) in den Thüringer Wald bei Kahla geschickt. Dort im Wald war ein Höhenzug. Den hatten sie abgeholzt und oben aus Beton eine Landebahn aufgebaut. Da sollten wir, es war ja Winter, die Fläche schneefrei halten. Geschlafen haben wir in Neubauten auf Stroh. Die Verpflegung war gut. Eigentlich waren wir auch nur das Aushängeschild. Die Hauptarbeit machten die umgeschwenkten, also inzwischen gegen Deutschland kämpfenden, italienischen Gefangenen. Unten drunter lag ein Bergwerk, da bauten die Deutschen die ersten Düsenjäger („Strahljäger“). Wenn die fertig waren, haben sie sie mit einem Schrägaufzug hochgebracht. Oben wurden sie gestartet.
Wir sollten eigentlich nur zehn Tage dableiben. Danach wollten wir auch wirklich nach Hause. Wir hatten ja überhaupt keine Verbindung, kein Radio, keine Nachrichten. Aber plötzlich hieß es: „Ihr könnt nicht nach Hause. Ihr müsst erst noch abwarten. Am 30. Januar, dem Tag der Machtübernahme von Hitler, kommt Hermann Göring hierher.“ Das Bergwerk war nach ihm benannt, Hermann-Göring-Werk („REIMAHG“, 4). „Deshalb müsst ihr hierbleiben und strammstehen.“ Also haben wir gewartet, aber der Göring kam nicht.
Stattdessen kam der Gauleiter (5) von Thüringen. „So, jetzt müssen wir aber nach Hause!“
Wir wollten nicht länger bleiben. Denn wir waren übers Wochenende in Kahla gewesen, hatten dort Kaffee getrunken und bei der Gelegenheit die Nachrichten gehört. Der Russe ist schon über die Oder auf deutschem Gebiet. Oh!
Wir waren 15 und hatten furchtbare Angst. Jetzt wollten wir unbedingt nach Hause! Da haben sie wieder eine Lüge erfunden: „Ihr könnt nicht nach Hause, der Bahnhof in Weimar ist platt. Die angloamerikanischen Bomber haben ihn letzte Nacht plattgemacht. Ihr könnt nicht mit dem Zug nach Hause. Die müssen erst wieder Ordnung schaffen dort.“
Da waren wir alle einig: Wir haben einen ganzen Tag das Essen verweigert, Sitzstreik gemacht. Die Lagerleitung bekam natürlich Muffensausen.
Am nächsten Tag haben sie gesagt: „Antreten, Sondernachricht! Morgen geht wieder ein Zug. Dann kommt ihr nach Hause.“
Panzerfaust und Ofenrohr
Ich kam nach Hause, da sagt die Mutter: „Du hast einen Brief gekriegt.“ – „Und, was steht drin?“ –„Weiß ich nicht, mach mal schnell auf!“
Wieder musste ich vom Volkssturm aus weg, diesmal in ein Lager in der Kreisstadt Sondershausen. Dort wurden wir an den neuesten Waffen ausgebildet: Schießen mit dem Kleinkalibergewehr (fest in die Schulter drücken wegen des Rückstoßes), Panzerfaust, MG 42 und das „Ofenrohr“ – das sah tatsächlich so aus.
Man legte es auf die Schulter, und vorn kam so was wie eine Granate raus, mit kleinen Flügeln dran. Die sollten die Panzer treffen, sich dann mit der Panzerfaust vereinigen und den Panzer zerstören. Als Gegenmaßnahme haben die Amerikaner aber Maschendraht um ihre Panzer gelegt. Als ich das das erste Mal sah, war ich sehr verwundert, was das soll. Aber so konnten die Geschosse nicht eindringen. Das ging eine Woche. Da haben wir was gelernt. Man war ja auch noch ein bisschen begeistert.
"Du kannst mich mal am Arsch lecken!"
Kaum war ich danach ein paar Tage zu Hause, kam noch ein Brief. Und jetzt hieß es: „Nächste Stadt Greußen.“ Da waren wir dann in der großen Gaststätte „Schützenhaus“, haben dort auch auf Stroh geschlafen. Die Verpflegung war immer gut.
Nun wurde getestet, was wir in Sondershausen gelernt hatten. Beim Test ist es aber nicht geblieben.
Als wir etwa drei, vier Tage da waren, hieß es: „So, jetzt antreten und einzeln hier in diesen Raum! Ihr werdet aufgerufen.“ – Ja, was war in dem Raum? Ein Tisch, dahinter acht Leute, junge Leute. Ich kam rein, und mir wurde ein Zettel über den Tisch gereicht: „Bitte unterschreiben.“ – „Was ist das denn? Nee, das unterschreibe ich nicht!“
Ich sollte mich freiwillig zur Wehrmacht (6) melden. Der Wortführer von den Leuten fragte: „Warum nicht?“ – „Das ist eine gute Frage. Eins – zwei – drei – vier (ich zählte die am Tisch der Reihe nach durch) … acht! Eure Altersgruppe ist draußen im Krieg verblutet. Und ihr sitzt hier. Und wollt uns auch rausschicken zum Verbluten? Ihr spinnt wohl! Du kannst mich mal am Arsch lecken!“
Da kam der über den Tisch und packt mich: „Du willst ein Vorbild sein?“
Ich war Jungschaftsführer und bestätigter Oberhordenführer beim Jungvolk (7). „Ich degradiere dich sofort.“ – „Kannst du machen, was du willst. Und trotzdem kannst du mich am Arsch lecken.“
Und jetzt kam das, was ich wirklich nicht sagen durfte: „Und da, die Bilder (ich zeigte auf Hitler, Göring usw.), die können mich auch alle am Arsch lecken.“
Dann habe ich mich rumgedreht, bin in den Schlafsaal gegangen, hab meinen Tornister gepackt und bin nach Hause gefahren.
Die Mutter fragt: „Was ist los, wo kommst du her?“
Ich hab ihr das erzählt. „Um Gottes Willen! Mensch, die erschießen dich!“
Ich sag: „Mutter, reg dich nicht auf, ich bin gar nicht da!“ – „Wieso?“ – „Na, wenn jemand kommen sollte, ich bin weg.“
Ich war wirklich eine ganze Woche in Unruhe, habe mich im Haus auf dem Speicher versteckt. Zum Glück kam mich niemand suchen. Das war Ende März. Die restlichen Kriegstage haben sie mich verdonnert, aus Greußen die Post zu holen, die an den Ortsgruppenführer der NSDAP (8) gerichtet war. Das habe ich dann noch täglich gemacht.
"Morgen früh sind die Amerikaner hier!"
Am 11.4.1945 kamen die Amerikaner. Am Tag vorher wurden die Lebensmittel aus den umliegenden Lagern der Wehrmacht geholt und in unseren Kolonialwarenladen gebracht. Abends war alles da, und der Bürgermeister, gleichzeitig Großbauer und Kreisbauernführer, also ein „hohes Tier“, sagte: „Frau L., das können Sie dann morgen früh verteilen.“ Darauf meine Mutter: „Nein, das geht nicht!“ – „Warum nicht?“ – „Na, morgen früh sind die Amerikaner hier!“ – „Frau L., so was sagt man doch nicht!“
Er glaubte immer noch an den Sieg. (Nach Kriegsende war er übrigens mit seinem Mercedes verschwunden.) Aber meine Mutter wusste es besser. Am Vortag war ein Jeep der Wehrmacht vorgefahren. Ein Major stieg aus und kam in die Wirtschaft: „Na, Frau L., wie geht’s Ihnen?“ Die Mutter war ganz erschrocken, sie kannte ihn gar nicht. „Wer sind Sie?“ – „Ich kenne Sie.“ –„Wieso?“ – „Ich war bei Ihnen untergekommen. 1936 hatten wir hier große Manöver. Da war ich als junger Soldat dabei. Frau L., morgen früh sind die Amerikaner hier!“
"Chef ist Soldat – Chef bin jetzt ich"
Und es war auch so. Sie kamen von morgens um 8 bis abends. Zuerst die Panzer, dann die Jeeps mit den Offizieren und danach die normalen Soldaten auf LKWs. Die fuhren den ganzen Tag. So viel Material, was die hatten. Da konnten die Deutschen den Krieg nicht gewinnen!
Als am Morgen die ersten Fahrzeuge mit dem weißen Stern im Dorf auftauchten, flüchteten alle, die ihre Lebensmittel nicht vorher schon geholt hatten, aus dem Laden. Aber das Schlimme war: Wir saßen abends beim Essen, da kamen die rein und fragten nach dem Chef.
Mutter sagte: „Chef ist Soldat. Chef bin jetzt ich.“ – „Wir möchten das Haus sehen.“ Meine Mutter führte sie herum. Der Offizier sprach kein Deutsch, er hatte seinen Dolmetscher. Er sagte: „Wir richten hier unser Hauptquartier ein. Sie müssen das Haus in einer Stunde verlassen! Bettsachen bleiben hier!“
Da sind wir zum Großvater auf den Bauernhof. Von Westerengel kamen auch meine anderen Großeltern. Sie hatten die Amerikaner von Weitem kommen sehen und konnten hinten rum zum Bauernhof nach Kirchengel. Auf einmal standen sie da. Meine Mutter fragte: „Was macht ihr denn hier?“ – „Na, wir mussten doch gucken, wie's euch geht und ob sich die Amerikaner benehmen!“ Das taten sie nicht.
Amerikanisches Chaos
Wir hatten Kleinvieh, ein Schwein, Gänse und Hühner, die mussten versorgt werden. Deshalb sind wir am nächsten Tag wieder zum Wirtshaus gegangen. Und da traf uns der Schlag: Aus der Speisekammer waren sämtliche frisch eingemachten Konserven aufgefuttert, und in der Küche hatten die neuen Hausbewohner Mehl, Zucker und andere Lebensmittel aus dem Schrank gezogen und auf dem Fußboden ausgekippt.
Meine Mutter sagte einem von ihnen: „So eine Schweinerei! Das verstehe ich nicht. Warum machen Sie das?“ Und da sagte der plötzlich in einwandfreiem Deutsch: „Ja, liebe Frau. Das ist nur eine Kleinigkeit gegenüber dem, was die deutschen Soldaten in Frankreich getan haben.“
Kurz vor Kriegsende hatten wir im großen Saal eine Funkeinheit der Wehrmacht. Die bildeten bei uns ihre Funker aus. Zur Unterhaltung hatten sie auch einen Filmvorführer dabei. Als die Soldaten ins Eichsfeld an die Front mussten, ließen sie ihre Filmausrüstung da. Leider haben die Amerikaner dann mit den Filmrollen Karneval gespielt. Oben auf der Galerie die Rollen festgehalten und geschmissen wie Luftschlangen. Das lag nun alles im Saal, ein großer Haufen. Da war nichts mehr zu retten.
Zwei Russen auf Beutetour: Schnaps und Zigaretten
Im Juli gingen die Amerikaner weg, und da kamen die Russen. Das habe ich selbst gesehen. Da kam ein Motorrad mit Beiwagen und zwei Russen. Sie gingen in jedes Haus, fragten: „Schnaps? Zigaretten?“
Auch in die Wirtschaft meiner Mutter kamen sie, aber zum Glück war zu der Zeit mein Onkel Karl, der älteste Bruder meines Vaters, zum Helfen da. Die kamen also rein und ruck-zuck die Treppe hoch. Der Onkel hinterher, hat die angeschrien, da haben die kehrtgemacht!
Waffen haben die gar nicht gehabt. Nur meine Zigaretten, die mir als Angehöriger des Volkssturms zugeteilt worden waren, einige hundert, haben sie aus der Küche mitgenommen. Die waren dann weg. Ich hab zu der Zeit noch gar nicht geraucht.
Flugblatt mit fatalen Folgen: Gedenkstein für meine Schulfreunde
In Greußen gibt es einen Gedenkstein für einige meiner Schulkameraden. Nach dem Krieg, als die Russen da waren, wollte sich ein Greußener Kommunist besonders hervortun, der wollte was werden. Da hat er Flugblätter verteilt. Aber nicht in seinem Namen, sondern im Namen meiner Greußener Schulfreunde. Und unterzeichnet mit: der Werwolf. Die Werwölfe (9) waren eine nationalsozialistische Untergrundbewegung, die am Ende des zweiten Weltkrieges durch Sabotage den Alliierten Schaden zufügen sollte.
Der Russe hatte dem Flugblatt tatsächlich geglaubt. So kam er eines Tages mit einem LKW vorgefahren und hat meine Schulfreunde aufgeladen und in die Kreisstadt Sondershausen gebracht. Von da aus weiter nach Sachsenhausen. Die Russen nutzten das Konzentrationslager jetzt als Internierungslager. Und obwohl das Ganze in Greußen dann aufgeklärt wurde und der Mann gestanden hatte, dass er selbst der Verfasser des Flugblattes gewesen war, hat der Russe nichts mehr rückgängig gemacht. Der wollte ein Exempel statuieren.
Einer der inhaftierten Schulfreunde hatte in seinen Haaren einen Bleistiftstummel versteckt. Mit dem schrieb er das tägliche Lagerleben unter Lebensgefahr auf. Als wir uns nach der Wende wiedergetroffen haben, hat er es uns zum Lesen gegeben. Ich habe noch ein Exemplar. Dass die Menschheit so verdorben ist – schlimm!
Erst 1950 kamen sie wieder frei. Einige haben nicht überlebt. Für sie ist der Gedenkstein.
(1) Kirchengel ist ein Ortsteil der Stadt und Landgemeinde Greußen im Kyffhäuserkreis in Thüringen.
(2) Als Kolonialwaren wurden früher, besonders zur Kolonialzeit, überseeische Lebens- und Genussmittel, wie z. B. Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewürze und Tee bezeichnet. Kolonialwarenhändler importierten diese Produkte, die in Kolonialwarenläden und -handlungen verkauft wurden.
(3) Der Deutsche Volkssturm war eine deutsche militärische Formation in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Er wurde nach einem von der NSDAP ausgehenden propagandistischen Aufruf an alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren außerhalb der vorherigen Wehrpflicht gebildet, um den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen, „bis ein die Zukunft Deutschlands und seiner Verbündeten und damit Europas sichernder Frieden gewährleistet“ sei. Ziel des Aufrufs war es, die Truppen der Wehrmacht zu verstärken.
Die Bildung des Deutschen Volkssturms wurde am 18. Oktober 1944, dem 131. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig, publik gemacht und zwei Tage später offiziell verkündet. Dadurch konnten erste Volkssturmverbände propagandawirksam vorgeführt werden, die auf einen Führererlass vom 25. September 1944 hin aufgestellt worden waren.
Das Aufgabengebiet des Volkssturmes umfasste in erster Linie Bau- und Schanzarbeiten, Sicherungsaufgaben und die Verteidigung von Ortschaften, zumeist in unmittelbarer Heimatgegend.
(4) Die REIMAHG (Abkürzung von Reichsmarschall Hermann Göring) war in den Jahren 1944/1945 ein unterirdisches Rüstungswerk im Walpersberg bei Kahla in Thüringen. Hier sollte die Messerschmitt Me 262, der erste in Serie gebaute Strahljäger, produziert werden. Der Name des Oberbefehlshabers der deutschen Luftwaffe wurde von Fritz Sauckel, dem Gauleiter Thüringens und gleichzeitigem Reichsbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, gewählt, um sich im Kampf um Kompetenzen im nationalsozialistischen Deutschen Reich zu verbessern.
(5) Die NSDAP teilte Deutschland bereits 1925 in zunächst 33, später 43 Gebiete (1941), die in Anlehnung an einen Begriff aus der mittelalterlichen Territorialverfassung Karls des Großen Gaue genannt wurden. Diese (Partei-)Gaue entsprachen den damaligen Reichstagswahlkreisen und traten nach 1933 neben die fortbestehenden Länder, welche durch die Gleichschaltungsgesetze (insbesondere durch das so genannte „zweite Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ vom 7. April 1933) in ihren Rechten erheblich beschränkt wurden.
Jedem Gau stand ein Gauleiter vor. Er war in der Organisationsstruktur der NSDAP der regionale Verantwortliche der Partei und trug damit die politische Verantwortung für seinen Hoheitsbereich. Er erhielt die vollständige Disziplinargewalt und das Aufsichtsrecht über alle parteieigenen Organisationen und Verbände in seinem Gebietsbereich. Dies führte natürlich auch zu Kompetenzstreitigkeiten mit den Reichsleitern, die ja die gesamte Führung der jeweiligen Partei-Organisation bzw. des jeweiligen Partei-Verbandes auf sich vereinigen konnten bzw. wollten. Einige Gauleiter erhielten als Person und als Amtsträger große Macht in ihren Regionen
(6) Wehrmacht ist die Bezeichnung für die Gesamtheit der Streitkräfte im nationalsozialistischen Deutschland. Die Wehrmacht ging durch das Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht vom 16. März 1935 aus der Reichswehr hervor und wird seit August 1946 offiziell als aufgelöst betrachtet. Sie gliederte sich in Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe.
(7) Das Deutsche Jungvolk (DJ), kurz auch als Jungvolk bezeichnet, war in der Zeit des Nationalsozialismus eine Jugendorganisation der Hitlerjugend für Jungen zwischen 10 und 14 Jahren. Danach wurde, wer nicht als Jungvolkführer eingesetzt war und als solcher nicht in Übereinstimmung mit höheren Jungvolkführern im Jungvolk bleiben wollte, in die Hitlerjugend überwiesen. Ziel der Organisation war es, die Jugend im Sinne des Nationalsozialismus zu indoktrinieren, in Loyalität zu Adolf Hitler zu erziehen und vormilitärisch auszubilden. Die Mitglieder des Deutschen Jungvolks nannten sich offiziell „Jungvolkjungen“, im lockeren Sprachgebrauch für den jüngsten Jahrgang „Pimpf“.
(8) Der nationalsozialistische Ortsgruppenleiter stand einer Ortsgruppe der NSDAP vor. Er gehörte dem „Korps der Politischen Leiter“ an und war nebenberuflicher „Amtswalter“ der Partei. Der Ortsgruppenleiter (gelegentlich auch als Ortsgruppenführer bezeichnet) stand in der pyramidenförmigen Leitungsstruktur der NSDAP auf der dritten Ebene von unten über dem Zellenleiter und dem darunter stehenden Blockwart (Blockleiter). Oberhalb des Ortsgruppenleiters folgten die Kreisleiter, die 32 Gauleiter, die 18 Reichsleiter sowie der Führer und dessen Stellvertreter.
Dem Ortsgruppenleiter unterstanden nicht nur die NSDAP-Parteimitglieder (mindestens 50 und höchstens 500), sondern alle Haushalte (mindestens 150 und höchstens 1500) in der Ortsgruppe. Auch waren dem Ortsgruppenleiter die Zellen- und Blockleiter unterstellt. Er selbst war dem Kreisleiter der Partei verantwortlich und wurde von diesem dem Gauleiter zur Ernennung vorgeschlagen.
(9) Die Organisation Werwolf (seltener: Wehrwolf) war eine nationalsozialistische Organisation zum Aufbau einer Untergrundbewegung am Ende des Zweiten Weltkrieges, die im September 1944 von Heinrich Himmler als Minister und Reichsführer SS gegründet wurde. Aufrufe zur Bildung der Werwolf-Gruppen fanden in der Bevölkerung und unter Angehörigen der Wehrmacht nur ein geringes Echo.
Auszug aus: „Eine Prophezeiung erfüllt sich“, erzählt von Hans L., geschrieben von Eva J., Auszug bearbeitet von Uwe S.
Foto: Kerstin Riemer/Pixabay
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