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Arbeitsplatz in Moskau: Paraden und "Tauwetter", aber auch unruhige Zeiten

Rosa (Jahrgang 1923), als Jüdin in Weißrussland (heute Belarus, 1) mit ihrer Familie aufgewachsen, lebte lange in Moskau, hatte dort studiert und geheiratet und arbeitete in einer Militärmusikschule als Lehrerin. Sie hatte geheiratet und bekam 1953 eine Tochter, um die sich ihre Mutter kümmern konnte. In den Jahren bis 1995 erlebten sie politische Machthaber wie Stalin, Chruschtschow, Breschnew, Gorbatschow und Jelzin. Erst als sie 72 Jahren alt ist, beschließt die Familie auszureisen, weil sie wieder Antisemitismus fürchten.

Roter Platz in Moskau (Foto: jackmac34/Pixabay)

Arbeiten und Wohnen in Moskau

In Moskau (2) gab es nun für mich, meinen Mann und meine Mutter erst einmal keine gemeinsame Wohnung. So wohnte ich vorübergehend bei einer verwandten Familie, meine Mutter bei einem Cousin und mein Mann lebte bei seiner Schwester.

Mein Arbeitsplatz, die Moskauer Militärmusikschule, befand sich an einem anderen Ende der Stadt in einer sehr schönen Umgebung aber mit zweistündigem Weg zur Arbeit. Dafür bekam ich einen schönen Stundenplan mit zwei freien Tagen pro Woche. Damals hatten wir sechstägige Arbeitswochen. Ich habe das Angebot angenommen und ab neuem Schuljahr als Biologielehrerin angefangen. Bald übernahm ich auch das Fach Chemie. Zum Fach Biologie gehörte ein Schulgarten und zu Chemie ein Labor für Demonstrationen der chemischen Versuche. Mit je einer Klasse in jeder Stufe war es keine große Schule.

Auf dem großen Gelände befand sich der ehemalige Grundbesitz der hochadligen Bojaren Narischkins, die mit der Zarenfamilie verwandt waren. Viele Gebäude standen da noch von jener Zeit, darunter sogar eine Kirche im Stil des russischen Barocks, die allerdings nicht mehr benutzt wurde, sondern nach und nach verwahrloste. In anderen Gebäuden, alten sowie speziell neu dafür gebauten, waren die allgemeinbildende Schule, die Musikklassen, die Schlafsäle der Schüler, die Küche und Kantine, das Klubhaus usw. - alles, was benötigt wurde.

Es gab auch eine große Bibliothek mit ausgezeichneter Bücherauswahl, sowie Musikliteratur, Noten und Lehrbücher, auch schöne Literatur für Jugendliche. Das alles stand im alten Park mit uralten Bäumen.

Schulpartys und Blasmusikkonzerte für Gäste

Besonders gut war die Atmosphäre in der Schule, sowohl unter dem Lehrpersonal und daher wohl auch unter den Schülern. Deren Schulleben war nicht allein mit strengem Drill gefüllt. Da gab es Schulpartys, Blasmusikkonzerte für Gäste und andere schöne Dinge. Das Personal war bemüht, den Kindern, die weit von der Familie aufwuchsen, Wärme zu geben. Schulen dieser Art – in Moskau war die unsrige die einzige von der Reihe – wurden einst für die Ausbildung der zukünftigen Offiziere und Militärdirigenten nach dem Vorbild der alten Kadettenkorps gegründet.

Das war noch in der Zeit, als es viele Waisenkinder gab. Klar, diese Ausbildung war nur für die musikalisch begabten Jungen bestimmt. Und nach dem Krieg (3) gab es wieder viele Waisenkinder.

Am Anfang meiner Arbeit dort habe ich noch solche Schüler unterrichtet. Später kamen Kinder zu uns, die in den Schulferien nach Hause fuhren. Es waren größtenteils keine Moskauer, sie kamen von überall her, manchmal auch von anderen Republiken der UdSSR. Die Jungen kamen mit elf Jahren zu unserer Schule, nach der Grundschule. Sie sollten eine Aufnahmeprüfung bestehen. Ein Talentnachweis war zu erbringen, doch abgesehen davon, konnte sich die Musikschule die Besten auswählen. Möglicherweise waren auch Beziehungen wichtig, doch Prüfungsergebnisse und Talent waren ausschlaggebend.

Die weitere Berufslaufbahn nach dem Abschluss war vorbestimmt: Erst mussten sie in die Fakultät der Militärdirigenten bei dem Moskauer Konservatorium und danach lernten sie die Anleitung eines der Militärorchester, das war der übliche Werdegang. Es folgten nicht alle dieser Laufbahn, doch die meisten schon.

Alles für die Militärparaden

Beim Eintritt in die Schule bekamen die Jungen sofort eine Uniform. Und jeder bekam sein spezielles Musikinstrument. Eine Schulklasse sollte ein Militärorchester, d.h. Blasmusikorchester bilden, daher wurden alle Blasinstrumente an die Neuen verteilt.

Eine ganz wichtige und besondere Aufgabe für die Jungen war, dass sie an der Spitze der Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau laufen sollten. Eine solche Parade fand zweimal im Jahr statt, und zwar am „Jahrestag der Oktoberrevolution“ am 7. November und am 1. Mai, dem „Tag der internationalen Solidarität der Arbeitnehmer“. Diese Paraden sollten die militärische Kapazität des Staates demonstrieren, zum Stolz der Bürger und zum Ärger der potenziellen Feinde. Der Parade folgte dann noch die „festliche Demonstration“, wo Leute durch ihre Arbeitsbetriebe oder Lehranstalten organisiert teilnahmen. An diesen „festlichen Demonstrationen“ war unsere Schule aber nie beteiligt.

Die Vorbereitungen der Parade war schon allein eine echte Knochenarbeit für alle Teilnehmer. Sie nahmen viel Zeit und Kraft weg, denn man hatte lange dafür geübt. Aber am Ende war das ein faszinierendes Ereignis. Alle Truppengattungen mit ihren Waffen gingen und fuhren auf dem Pflaster des Roten Platzes vor dem Mausoleum, wo die Staatsregierung stand. Die Armee präsentierte sich. Auch viele Militärkapellen gehörten zu der Parade und an der Spitze liefen unsere Schüler mit Trommeln. Es war ein echt berührendes Bild, die Kinder-Kadetten in ihrer schwarz-roten Uniform unter Getrommel auf dem festlich geschmückten Roten Platz im Stechschritt marschieren zu sehen. Sie waren sehr stolz darauf, wollten immer, dass wir Lehrer danach Bescheid sagen würden, ob wir sie im Fernsehen gesehen hatten, und wie es uns gefallen hatte. Deshalb habe ich immer die Parade geschaut, nicht unbedingt bis zum Ende, das Wichtigste war, den Anfang nicht zu verpassen, nämlich „meine Jungs“.

Ich schäme mich heute für mein Entsetzen über Stalins Tod

Meine Tochter kam nach Stalins (4) Tod zur Welt, es war 1953. Sein Tod war ein Ereignis, das das ganze Land erschüttert hat. Die meisten Leute empfanden diesen Tod als schrecklichen Jammer. Sie dachten: „Wenn es uns jetzt schon nicht wirklich gut geht, ohne IHN sind wir alle verloren!“ Nur wenige Menschen waren froh und hegten Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, aber diese hielten es für das Beste, ihre wahren Gefühle geheim zu halten. Ich schäme mich heute zu sagen, dass auch ich entsetzt war und unbedingt zur Beerdigung wollte. Und das im siebten Monat der Schwangerschaft. Aber davor hat mich eine Nachbarin bewahrt, die ahnte, dass es ein schreckliches Gedränge geben könnte. Sie überredete mich, dass ich mein ungeborenes Kind dieser Gefahr nicht aussetzte.

An meinem Arbeitsplatz bereitete meine Schwangerschaft keine Schwierigkeiten. Ich hatte acht Wochen vor der Geburt und acht Wochen danach Urlaub. Zum Glück war die Oma im Hause. Meine Mutter war für das Kind da, bis zum Kindergarten. Auch später hat sie auf die Enkelin aufgepasst, sie bekocht und im Wesentlichen den Haushalt der Familie geführt. So konnte ich nach acht Wochen ruhig zur Arbeit zurückkehren.

Wir bekamen eine Wohnung

Unsere Wohnverhältnisse veränderten sich erst in der Regierungszeit von Chruschtschow (5). Es wurden ganze Stadtteile neu gebaut. Da ich in einer Militärschule arbeitete, konnte ich 1962 in eine Wohnung ziehen, die dem Militärministerium zugeordnet war. Das war ein großer Vorteil, denn auf eine Wohnung von der Stadt konnte man mitunter viele Jahre warten. Dass wir mit der Mutter zusammen und dem Kind in einem kleinen Zimmer wohnten, war damals eigentlich üblich, aber schließlich war es so weit. Wir bekamen 45 qm, zwei Zimmer, Küche und Bad mit Badewanne und einem WC-Becken, das kam uns ungewohnt weiträumig und sehr modern vor und wir waren glücklich.

Die Schule lag nicht mehr so weit entfernt von der Wohnung, was eine große Erleichterung für mich war. Mein Mann, der als Buchhalter bei einer städtischen Warenhauskette tätig war, wechselte auch zu einem Geschäft in der Nähe. Für ihn war es nun auch näher zur Arbeitsstelle. Das war eines der vielen kleineren Kaufhäuser mit unterschiedlichen Abteilungen, die es in allen Stadtteilen Moskaus gab. Sie waren nicht besonders groß, doch man konnte dort oft das Nötige kaufen, ohne ins Stadtzentrum fahren zu müssen. Moskau war nämlich eine riesengroße Stadt. Und mein Mann war der Hauptbuchhalter in solch einem Geschäft.

Stalins Verbrechen entlarvt

In dieser Wohnung haben wir unsere „fetten Jahre“ verbracht. Die Regierungszeit von Chruschtschow war dynamisch, von vielen Hoffnungen geprägt. Durch die Entlarvung der Verbrechen Stalins nannte man diese Zeitperiode „Tauwetter“. Die darauffolgende Zeit von Breschnew (6) galt vor allem als „stabil“. Alle hatten Arbeit. Gesundheitswesen und Bildung waren kostenlos. Die Löhne waren nicht hoch und beinahe gleich in allen Gesellschaftsschichten, aber die Preise auch entsprechend niedrig.

Lebensmittel waren längst nicht mehr rationiert, wenn auch qualitativ nicht so gut. Man hat öfter und bei jeder Gelegenheit gehört: „Wenn es nur nie wieder Krieg gäbe!“. In Moskau war die Versorgung besser als woanders. Das Land hatte die echt grausigen Zeiten für immer überstanden, doch man konnte sich auch nicht wirklich frei fühlen. Alle waren gut trainiert, die Grenzen zu spüren und zwischen den Zeilen zu lesen.

Öffentlich musste man sich als sowjetischer Patriot (7) geben, aber zu Hause waren die meisten sehr kritisch. Es herrschte Zensur und Antisemitismus (8), aber nicht offiziell, sondern als subtile Diskriminierung. Als Jude musste man drei Mal so gut sein – oder sehr viel Glück haben. Wenn man nicht besonders ambitioniert war, fand sich immer ein Platz im Leben.

Für Urlaube gaben Arbeitgeber sogenannte Ferienschecks, die man normalerweise bei seiner Betriebsgewerkschaftsleitung bekam. Mein Mann und ich konnten als Juden so einen Scheck kaum bekommen. Alle hatten bei uns einen 24-tägigen Urlaub, wir Lehrer einen Zweimonatigen. Es war auch bei Urlauben wichtig, Beziehungen zu haben. Mal so, mal anders haben wir das öfter geschafft – so war halt die Lebensart in unserem Land. So verlief unser Leben am Ende der 60er bis in die 70er Jahre.

An meiner Militärmusikschule herrschte zu jener Zeit ein ziemlich freier Geist. Wir waren ein gutes Team und es gab viele Aktionen, Konzerte und einen Theaterzirkel. Man war frei und liberal, wenn auch die Bildung immer im Vordergrund stand. Vielleicht war es nicht die letzte Ursache dafür, dass eine gewisse Anzahl unserer Schüler dieser Zeit dann überhaupt auf die Militärkarriere verzichtet hat. Man ging ins zivile Leben und wählte für sich manch anderen Beruf.

Mehr Drill: Gedanken an Ausreise

Mein Mann erkrankte an Krebs und anderen gesundheitlichen Problemen. Nach einem schweren halben Jahr ist mein Mann mit 56 Jahren gestorben. Das war 1977. Als ich 55 Jahre alt war, hätte ich in den Ruhestand gehen können (Männer gingen mit 60 Jahren). Aber ich wollte weiter arbeiten, brauchte eine sinnvolle Beschäftigung. In der Schule hatte sich vieles geändert, sie musste umziehen ans andere Ende der Stadt. Nun kamen Kinder mit 15 Jahren und die Atmosphäre wurde auch anders. Es kamen neue Mitarbeiter, die Alten gingen, es gab immer weniger Wärme und Freiheit, aber mehr Drill und Formalität. 1983, als ich sechzig Jahre alt wurde, bin ich Rentnerin geworden. Die Familie meiner mittlerweile erwachsenen, gut ausgebildeten Tochter, sprach erstmals über Ausreise.

Es waren aufregende, unruhige Zeiten. Gorbatschow (9) konnte nicht weiter Präsident bleiben – Boris Jelzin (10) wurde demokratisch gewählt, Pogrome (11) wurden befürchtet. Im Jahr 1995 reisten wir aus, da war ich 72 Jahre alt, mein Enkel war 18. Unsere Ausreise brachte uns nach Deutschland.

(1) Belarus, im deutschen Sprachraum auch Weißrussland genannt, ist ein osteuropäischer Binnenstaat. Politisches und wirtschaftliches Zentrum ist die Millionenstadt Minsk. Belarus grenzt an Litauen, Lettland, Russland, die Ukraine und Polen.

Das Land entstand 1991 aus der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik, die durch die Auflösung der Sowjetunion unabhängig wurde. Seit 1994 ist Aljaksandr Lukaschenka … der autoritär und repressiv regierende Präsident von Belarus, weshalb das Land häufig als „letzte Diktatur Europas“ bezeichnet wurde. Den mutmaßgeblichen Ergebnisfälschungen der Präsidentschaftswahl in Belarus 2020 folgten wochenlange landesweite Proteste und Streiks gegen Lukaschenkas Regierung. Die Demonstrationen wurden mit äußerster Brutalität niedergeschlagen. Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinigten Nationen für Menschenrechte sprach im September 2020 davon, dass man Berichte von über 450 dokumentierten Fällen von Folter und Misshandlungen erhalten habe. Seither haben die Proteste nachgelassen, die Lage der Menschenrechte hat sich aber noch weiter verschlimmert. …

Belarus liegt im Zentrum des ursprünglich jüdischen Ansiedlungsgebietes des Zarenreiches. Die jüdische Minderheit war daher ehemals sehr stark vertreten und bildete vor dem Zweiten Weltkrieg die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe, in manchen Städten mit einem Anteil von über 50 Prozent sogar die Bevölkerungsmehrheit. In Folge des Holocausts fiel die jüdische Minderheit auf belarussischem Gebiet jedoch auf rund 1,9 Prozent der Bevölkerung (etwa 150.000) im Jahr 1959. Diese Zahl sank in den Folgejahren weiter, vor allem durch Abwanderung nach Israel, stark beschleunigt nach der Öffnung des Landes zwischen 1989 und 1992. 2009 wurden nur noch 12.926 (0,1 Prozent) Juden gezählt. ...


(2) Moskau ist die Hauptstadt der Russischen Föderation. Mit rund 13 Millionen Einwohnern (Stand 2021) ist sie die größte Stadt ...


(3) Der Deutsch-Sowjetische Krieg war Teil des Zweiten Weltkrieges und begann am 22. Juni 1941 mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Im damaligen Deutschen Reich wurde er als Russland- oder Ostfeldzug bezeichnet, in der früheren Sowjetunion, dem heutigen Russland, und einigen anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion als Großer Vaterländischer Krieg. … Nach dem Ende der Schlacht um Berlin am 2. Mai 1945 endete der Deutsch-Sowjetische Krieg – damit auch der Zweite Weltkrieg in Europa – mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8./9. Mai 1945 – in Russland als Tag des Sieges begangen. … Adolf Hitler hatte diesen Angriffskrieg befohlen, … um für die „arische Herrenrasse“ Lebensraum im Osten zu erobern und den „jüdischen Bolschewismus“ zu vernichten. … Große Teile der sowjetischen Bevölkerung sollten vertrieben, versklavt und getötet werden. … und nutzte diesen Krieg zur damals so bezeichneten „Endlösung der Judenfrage“. … Vor allem wegen der von Deutschen geplanten und ausgeführten Massenverbrechen an der Zivilbevölkerung starben im Kriegsverlauf zwischen 24 und 40 Millionen Bewohner der Sowjetunion … Dieser Krieg gilt wegen seiner verbrecherischen Ziele, Kriegsführung und Ergebnisse allgemein als der „ungeheuerlichste Eroberungs- und Versklavungs- und Vernichtungskrieg, den die moderne Geschichte kennt.

(4) Josef Wissarionowitsch Stalin (1878 – 1953) war ein sowjetischer kommunistischer Politiker georgischer Herkunft und Diktator der Sowjetunion. … Er beteiligte sich an der Oktoberrevolution, spielte eine bedeutende Rolle im Russischen Bürgerkrieg. Nach dessen Ende und den krankheitsbedingten Ausscheiden Lenins als Führungsfigur begann Stalin, die alleinige Macht im kommunistischen Russland bzw. der Sowjetunion zu übernehmen. … Er war Generalsekretär des ZK der KPdSU, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Regierungsschef), Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR und Oberster Befehlshaber der Roten Armee. … Unter Stalins Führung wurde das Konzept des Sozialismus zum zentralen Grundsatz der sowjetischen Gesellschaft. … Das führte zu einer Transformation der UdSSR von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft, was Hungersnöte auslöste, denen ungefähr sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die daraus resultierende Hungerkatastrophe von 1930 – 33 kostete ca. 1,3 bis 1,5 Millionen Menschenleben. …


(5) Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (1894 – 1971) war ein sowjetischer Militär, Politiker und von 1953 bis 1964 als Erster Sekretär der KPdSU der mächtigste Politiker der Sowjetunion. Nach dem Tod Josef Stalins leitete er … eine Tauwetter-Periode ein. Chruschtschow wurde 1958 auch Vorsitzender des Ministerrats und damit Regierungschef der Sowjetunion. Er initiierte zahlreiche Reformen, vor allem in Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, Bildung und Kultur. Außenpolitisch propagierte er die friedliche Koexistenz mit dem Westen, war aber gleichzeitig dessen schwieriger Konterpart und strebte durch Raketentechnik und Aufrüstung die globale Führungsrolle der UdSSR an. Dadurch kam es 1962 zur Kubakrise mit den Vereinigten Staaten, doch konnte ein Krieg durch die Geheimdiplomatie mit Präsident John F. Kennedy vermieden werden. Als Folge einer Parteireform und seiner Annäherung an die Bundesrepublik Deutschland verlor Chruschtschow viele seiner Anhänger, wurde 1964 von Leonid Breschnew gestürzt und 1966 aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen.


(6) Leonid Iljitsch Breschnew, 1906 – 1982, war ein sowjetischer Politiker. Er war von 1964 bis 1982 Generalsekretär der KPdSU, von 1960 bis 1964 sowie von 1977 bis 1982 als Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets Staatsoberhaupt.


(7) Als Patriotismus wird eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Heimat oder dem Vaterland bezeichnet, häufig bezieht sich der Begriff auf die Nation. … Diese Bindung wird auch als ... Nationalstolz bezeichnet und kann sich auf ganz verschiedene als Merkmale der eigenen Nation angesehene Aspekte beziehen, etwa ethnische, kulturelle, politische oder historische.


(8) Als Antisemitismus werden heute alle pauschalen Formen von Judenhass, Judenfeindlichkeit oder Judenfeindschaft bezeichnet. … Er wurde sei dem Holocaust zum Sammelbegriff für alle Einstellungen und Verhaltensweisen, die Einzelpersonen oder Gruppen „den Juden“ zuordnen und ihnen negative Eigenschaften unterstellen, um die Abwertung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung bis hin zur Vernichtung jüdischer Minderheiten (Völkermord) zu rechtfertigen. Vertreter und Anhänger des Antisemitismus werden „Antisemiten“ genannt.


(9) Michail Sergejewitsch Gorbatschow (1931 – 2022) war ein sowjetischer Politiker. Er war von 1985 bis 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von 1990 bis 1991 letzter Staatspräsident der Sowjetunion. Neue Akzente in der sowjetischen Politik setzte er mit Glasnost (Offenheit), einem Bekenntnis zur Meinungsfreiheit und Perestroika (Umbau), insbesondere mit der Abschaffung der Planwirtschaft. In Abrüstungsverhandlungen mit den USA leitete er das Ende des Kalten Krieges ein. Er erhielt 1990 den Friedensnobelpreis.


(10) Boris Nikolajewitsch Jelzin, 1931 – 2007, war ein sowjetischer bzw. russischer Politiker. Von 1991 bis 1999 war er der erste Präsident Russlands und zudem das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands.


(11) Der oder das Pogrom (Verwüstung, Zertrümmerung) steht für Hetze und gewalttätige Angriffe gegen Leben und Besitz einer religiösen, nationalen oder ethnischen Minderheit mit Duldung oder Unterstützung der Staatsgewalt. … Der Begriff entstand aus dem antijüdischen Ausschreitungen im zaristischen Russland … Der Begriff entwickelte sich in der Sowjetunion weiter und war nicht mehr auf antijüdische Gewalt beschränkt, sondern wurde auch auf politische Unruhen, ab 1989 auf interethnische Gewalt angewandt. Im Westen hingegen blieb die antijüdische Bedeutung erhalten, bei Betonung der staatlichen Planung oder zumindest Billigung …


Alle Quellen: Wikipedia

Auszug aus „Tue alles was du kannst und noch ein bisschen mehr“, erzählt von Rosa B., aufgeschrieben von Eva S. (2010), bearbeitet von Barbara H. (2023 )

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