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Studium in Moskau, Viehzucht im Dorf – und wieder Antisemitismus-Erfahrung

Rosa B., geb. 1923, isr in Weißrussland, heute Belarus (1), mit ihrer liebevollen Familie aufgewachsen. Sie wähnten sich in einem Land, das eine "neue gerechte Gesellschaft von Gleichheit und allgemeinem Glück" baut. Dass sie Juden waren und was das für Rosa bedeutete, wurde ihr erst später bewusst. Rosa lebte in Moskau, hatte dort studiert und arbeitete in einer Militärmusikschule als Lehrerin. Sie hatte geheiratet und bekam 1953 eine Tochter. In den Jahren bis 1995 erlebten sie aufregende und unruhige Zeiten mit politischen Machthabern wie Stalin, Chruschtschow, Breschnew, Gorbatschow und Jelzin. Erst als sie 72 Jahren alt ist, beschließt die Familie auszureisen, weil sie wieder Antisemitismus fürchten.


Symbolfotos: macayran/wernerdetjen / Pixabay

Studium und Wohnungssuche

Ich kam im Jahre 1944 von Usbekistan (2) nach Moskau (3) mit dem Einweisungsschein für die Hochschule von dem sogenannten Volksbildungsamt-Leiter. Meine Mutter konnte auch mitkommen, denn sie hatte keinen mehr außer mich. Meine Oma, Vater und meine Schwester waren gestorben. Von meinem Bruder wussten wir nichts.

Ich wollte ein Studium für Literatur- und Russischsprachlehrerin beginnen. Doch es klappte nicht. Es war zu spät, sich bei dieser Fakultät der Lehrerhochschule anzumelden und daher hätte ich ein Jahr warten müssen. Bei mancher anderen Hochschule war der Anmeldeschluss später und so ergab sich die Chance, ein Ingenieurstudium im Bauwesen zu beginnen. Ich habe erfolgreich die Aufnahmeprüfung bestanden und begann zu studieren.

Wo sollte ich wohnen?

Aber da war ein großes Problem entstanden: Ich konnte bei dieser Hochschule keinen Studentenheimplatz bekommen. Wir hatten zwar mehrere Verwandten-Familien in Moskau und bei einer hatte meine Mutter Unterkunft gefunden. Eine andere Verwandte hatte mich zwar untergebracht, aber ich konnte da nicht ewig bleiben, denn man lebte ziemlich beengt.

Es gab schon seit der Zeit der Revolution (4) in den Großstädten einen Mangel an Wohnraum. Traditionsgemäß waren die Häuser in Russland zum größten Teil aus Holz. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts wurden nach und nach große mehrstöckige Mietshäuser in zentralen Stadtteilen der Großstädte für wohlhabende Leute gebaut, wo die Wohnungen sehr großzügig angelegt waren. Dort gab es viele geräumige Zimmer, Bäder und Toiletten, und kleine Räume fürs Hauspersonal, denn keiner in der oberen Gesellschaftsschicht hätte selber gekocht oder geputzt. Einfachere und ärmere Leute bewohnten Souterrains, Arbeiterkasernen oder kleine hölzerne Häuser am Stadtrand.

Nach der Revolution begann man damit, die Bewohner der großen Wohnungen zu „verdichten“. Wohnte eine Familie zum Beispiel in einer 5-Zimmer-Wohnung, hatten nun dorthin noch vier Familien einzuziehen. Das waren meist Leute aus ganz ärmlichen Verhältnissen, die jetzt, nach dem Sieg der proletarischen Revolution, verbessert werden sollten, oder Leute, die aus einer anderen Stadt gekommen waren, oder, oder …

Alle Großbauten und Steinhäuser gehörten der Stadt, und die Wohnungen wurden auch von der Stadtbehörde zugeteilt. Nach dem Krieg, genauso wie vor dem Krieg, war die Wohnlage in Moskau so, dass eine Familie meistens ein Zimmer bewohnte. Küche, Bad und die Toilette wurden von allen genutzt. Es gab auch einst prächtige, aber nun ziemlich heruntergekommene große Mietshäuser von vor der Jahrhundertwende und anspruchslose alte mehrstöckige Häuser.

Fast überall ging es nach dem Prinzip der unfreiwilligen Wohngemeinschaften, die „Kommunalwohnungen“ hießen, oder umgangssprachlich „Komunalkas“. Nur besonders verdiente Leute, wie bekannte Wissenschaftler oder Künstler oder bedeutende Amtsinhaber, konnten mit einer eigenen abgeschlossenen Wohnung rechnen.

Und man musste angemeldet sein. Es war verboten, ohne Anmeldung dauerhaft zu leben, egal wo. Meine Mutter zum Beispiel lebte damals einige Zeit bei einem Verwandten und dann mal bei anderen. Man konnte Ärger kriegen, wenn sich jemand von den Nachbarn beim Amt beschwert hätte. Also, ich brauchte unbedingt einen Platz in einem Studentenwohnheim.

Die Lösung: Studentenwohnheim und anderes Studium

Inzwischen hatte ich mit meiner besten Schulfreundin Valentina (Valja) Kontakt aufgenommen. Sie lebte gerade in Moskau und studierte bei der Landwirtschaftsakademie. Sie hatte diese Auswahl getroffen, weil eine Tante von ihr dort unterrichtete. Bei dieser Landwirtschaftsakademie gab es ein Studentenwohnheim. Mir war es zu der Zeit schon ziemlich egal, wo und was ich studierte, Hauptsache war, mit irgend etwas endlich richtig anzufangen. Dann war es mir gelungen, zur Landwirtschaftsakademie zu wechseln, und zwar zur Abteilung „Pferde“. Ich musste mich da zur „gelehrten Zootechnikerin“ ausbilden lassen. Heute kennt man das als Pferdewirt.

Die große Mehrheit meiner Kommilitonen waren vom Land und meistens auch Mädchen, denn der Krieg dauerte noch an und junge Männer waren größtenteils an der Front. Die Landwirtschaftsakademie war eine schöne Einrichtung mit alter Tradition. Sie war noch im 19. Jahrhundert gegründet worden. Da gab es jede Möglichkeit für ein fundiertes Studium und es unterrichteten hervorragende Professoren. Alles war für mich als Stadtmädchen neu, aber das Studium war anregend. Ich musste sogar Pferdereiten lernen, das gehörte zum Beruf und war außerdem faszinierend. Sogar manche Elemente des Trickreitens hatte man uns beigebracht. In der Freizeit habe ich auch noch im Chor der Akademie als Solistin gesungen.

Die Todesnachricht

Ich hatte im Briefkasten einen Brief gefunden, dass mein Bruder in Rumänien gefallen war, und traute mich kaum, ihn Mutter zu zeigen. Ich hatte ihn bei mir, als ich zu meiner Freundin Valja ging. Dort hielt sich auch ihr neuer Freund, ein Seemann, auf. Irgendwie hielt ich mich zurück, den Brief zu zeigen.

Da kam das Gespräch auf den Krieg und Erlebtes und der Freund sagte plötzlich: „Ich habe den ganzen Krieg mitgekämpft und ich habe noch nie einen Juden (5) in der Armee gesehen. Sie kämpfen nur in Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans“. Dazu muss man wissen, dass das ein üblicher spöttisch-antisemitischer Witz war. Er bedeutete, dass die Juden so feige und so schlau wären, dass sie sich alle vom Militärdienst frei kauften.

Und während andere Männer an der Front kämpften, würden die Juden angeblich in Saus und Braus fern von der Front in Taschkent leben. Viele glaubten daran, obwohl es weit von jeder Wahrheit entfernt war.

Jüdin zu sein wurde wieder zum Problem

Aber der alte Antisemitismus (6), den es – wenigstens in offener Form – seit der Oktober-Revolution nicht mehr gab, erwachte wieder zum Leben, gerade während der Kriegszeit. Ich weiß nicht, ob der Seemann wirklich keinen einzigen Juden in der Armee getroffen hatte. Es konnte vielleicht so gewesen sein. Juden bildeten schließlich nur etwa 1% der Bevölkerung der UdSSR. Oder, vielmehr hatte er welche getroffen, aber sie nicht als Juden wahrgenommen.

Also, ich hatte einige Zeit stumm zugehört, wie er quatschte, und dann packte mich etwas wie ein hysterischer Anfall. Ich zog den Sterbebrief raus und rief: „Ja, stimmt, sie kämpfen nicht! Aber sie fallen! Ich habe dort meinen Bruder verloren!“ Ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten.

Da war der Freund ganz betroffen und versuchte, sich zu entschuldigen. Aber ich verließ fluchtartig den Raum, knallte die Tür zu und rannte weg, immer weiter, bis ich mich ein bisschen beruhigt hatte. Er lief mir noch ein paar Blocks hinterher mit den Worten: „Rosa, entschuldige, ich wusste nicht, dass du Jüdin bist!“, nur ich wollte nichts hören. Und das war dann auch das Ende meiner engen Freundschaft mit Valja. Etwas war gestorben an dem Tag, unsere Beziehung konnte nicht mehr dieselbe sein.

Übrigens, es gibt eine Statistik, dass Juden mit zu der Gruppe gehören, die am höchsten mit Tapferkeitsmedaillien ausgezeichnet wurde und sogar den 4. Platz unter allen ethnischen Gruppen hielten. Die Auszeichnung „Helden der Sowjetunion“, war die höchste militärische Auszeichnung.

Kriegsende und eine glückliche Zukunft?

Während des Studiums habe ich dann auch das Kriegsende (7) in Moskau erlebt. Es war im Monat Mai bei schönem Wetter. Es gab Feuerwerk auf dem Roten Platz und es herrschte eine unglaubliche Stimmung. Leute umarmten sich auf den Straße – egal, ob sie sich kannten oder nicht. Sie lachten und weinten und tanzten auf den Plätzen de Stadt. So eine riesengroße Erleichterung kann man sich kaum vorstellen. Wir waren arm, schlecht angezogen und nicht jeden Tag satt, aber wir glaubten fest, das Schreckliche sei vorbei. Von nun an würde es für immer Frieden auf der Erde geben. Keiner würde mehr umkommen, keiner würde seine Liebsten verlieren.

Die Soldaten kämen endlich zurück und wir würden alle glücklich leben – das ganze Land – immer!

Das Studium an der Landwirtschaftsakademie dauerte vier Jahre. Ich hatte das Leben in Moskau genossen, neue Freunde und Bekannte gefunden, die Möglichkeit, Kultur und Kunst zu erleben. So habe ich mir damals alle Opern im Bolschoi Theater (8) angeschaut.

Hühner waren mir nicht edel genug

Ich hatte immer sehr gute Noten und wollte am Ende eine Doktorarbeit schreiben und danach unterrichten. Das Thema der Arbeit sollte Pferdezucht sein, das war ja mein Studienfach. Das hat leider nicht geklappt. Der Professor, der meine Doktorarbeit leiten sollte, wollte mich nicht haben. Das habe ich später von den Leuten gehört, die sich mit der Sache besser auskannten, das war so vorprogrammiert. Der Mann suchte nämlich nach braven Doktoranden ohne eigene Meinung. Stattdessen hatte ich ein Angebot bekommen, im Bereich Hühnerzucht zu promovieren. Aber damals fand ich das Angebot für meine Qualifikation beleidigend. Ich wollte mich mit edleren Tieren beschäftigen und nicht mit Hühnern. Später habe ich das vielmals bereut, aber es war zu spät.

In der UdSSR war es üblich, dass ein Hochschulabsolvent eine feste Stelle bekam, wo er mindestens drei Jahre verbleiben musste. Danach erst konnte man sich etwas Neues suchen. Ich bekam nach meinem absolvierten Studium im Jahr 1949, da war ich 26 Jahre alt, eine Anstellung in einem Staatlichen Tierzuchtbetrieb nahe der Stadt Orjol, im Dorf Naarischkino.

Die Stadt liegt ein paar Stunden mit dem Zug von Moskau entfernt im sogenannten Zentralen Schwarz-Erdegebiet (= Central Black Earth Oblast, engl.), eine für ihre besondere Fruchtbarkeit des Ackerbaus berühmte Zone Zentralrusslands. Ich hatte mir als eine der besten Absolventinnen aus einer Reihe von Angeboten das Gebiet gewählt, weil die Familie meines Onkels dort lebte. Er selbst war an der Front gefallen, seine Frau kehrte jedoch nach der Evakuierung mit ihren zwei Söhnen dorthin zurück.

Der Staatliche Tierzuchtbetrieb spezialisierte sich auf die Zucht des ostfriesischen Viehs, das waren die berühmten schwarzweißen hochgezüchteten Kühe, die viel gute Milch geben. Meine Aufgaben waren, die Rasse aufrecht zu erhalten, schlechtere Tiere auszuscheiden, und künstliche Befruchtung durchzuführen usw.

Nach dem Studium und nach dem Leben in Moskau musste ich in dem Dorf alle Härte des Lebens der Nachkriegszeit kennen lernen. Obwohl es kein kleines abgelegenes Dorf war, eher eine Randsiedlung, wo es außer dem Tierzuchtbetrieb auch ein Sowchos (9) gab, lebten die Einheimischen vor allem vom Gemüsegarten. Ich hatte keinen, also musste ich alles kaufen oder eintauschen. Zum Glück konnte ich aus Moskau wertvolle Lebensmittel zum Tauschen, wie Tee, Zucker oder Butterschmalz, mitbringen, auch wenn man diese Sachen in Moskau zum Teil nicht immer und überall kaufen konnte.

Ich mietete mir ein Zimmer und die Vermieterin, übrigens eine schöne Frau, erzählte sehr gerne und stolz über ihre Arbeit während der deutschen Besatzung in einem Offiziers-Puff in der Stadt. Sie hätte dort viel Erfolg, würde gut bezahlt und empfand es überhaupt als eine Auszeichnung. Ihr Mann galt im Krieg vermisst; sie hatte zwei heranwachsende Töchter. Und sie nahm sich einen Mann ins Haus als Lebensgefährten.

Bald kam richtiger Ärger: Mein Chef führte den Betrieb nicht ganz ordentlich. Er kaufte zum Teil minderwertiges Vieh, um es als Zuchtvieh weiter zu verkaufen. Ich sollte bei den Aktionen mitmachen und auch entsprechende Geschäftspapiere unterschreiben. Weil ich das nicht tun wollte, führte das schnell zum Konflikt. Eines Tages hatte er einen Brief an die Parteiführung des Gebietes geschrieben und mich als "Volksfeindin" denunziert.

Die Behauptung, antisowjetische Propaganda zu machen, war eine allgemeingültige Anschuldigung. Das galt als gefährliches und sehr schlimmes Vergehen und bedeutete meist Haft und Deportation (10) nach Sibirien.

Wie sich diese Denunziation (11) auf meinen weiteren Werdegang auswirkte, ist eine andere Geschichte …

(1) Belarus, im deutschen Sprachraum auch Weißrussland genannt, ist ein osteuropäischer Binnenstaat. Politisches und wirtschaftliches Zentrum ist die Millionenstadt Minsk. Belarus grenzt an Litauen, Lettland, Russland, die Ukraine und Polen.

Das Land entstand 1991 aus der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik, die durch die Auflösung der Sowjetunion unabhängig wurde. Seit 1994 ist Aljaksandr Lukaschenka … der autoritär und repressiv regierende Präsident von Belarus, weshalb das Land häufig als „letzte Diktatur Europas“ bezeichnet wurde. Den mutmaßgeblichen Ergebnisfälschungen der Präsidentschaftswahl in Belarus 2020 folgten wochenlange landesweite Proteste und Streiks gegen Lukaschenkas Regierung. Die Demonstrationen wurden mit äußerster Brutalität niedergeschlagen. Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinigten Nationen für Menschenrechte sprach im September 2020 davon, dass man Berichte von über 450 dokumentierten Fällen von Folter und Misshandlungen erhalten habe. Seither haben die Proteste nachgelassen, die Lage der Menschenrechte hat sich aber noch weiter verschlimmert. …

Belarus liegt im Zentrum des ursprünglich jüdischen Ansiedlungsgebietes des Zarenreiches. Die jüdische Minderheit war daher ehemals sehr stark vertreten und bildete vor dem Zweiten Weltkrieg die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe, in manchen Städten mit einem Anteil von über 50 Prozent sogar die Bevölkerungsmehrheit. In Folge des Holocausts fiel die jüdische Minderheit auf belarussischem Gebiet jedoch auf rund 1,9 Prozent der Bevölkerung (etwa 150.000) im Jahr 1959. Diese Zahl sank in den Folgejahren weiter, vor allem durch Abwanderung nach Israel, stark beschleunigt nach der Öffnung des Landes zwischen 1989 und 1992. 2009 wurden nur noch 12.926 (0,1 Prozent) Juden gezählt. ...


(2) Usbekistan, amtlich „Republik Usbekistan“, ist ein … großer Binnenstaat in Zentralasien mit 36 Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Kasachstan, im Nordosten an Kirgistan, im Südosten an Tadschikistan, im Süden an Afghanistan und im Südwesten an Turkmenistan. Usbekistan ist neben Liechtenstein der einzige Binnenstaat der Welt, der nur von Binnenstaaten umgeben ist.

Hauptstadt mit rund 2,5 Millionen Einwohnern größte Stadt der ehemaligen Sowjetrepublik ist Taschkent.

Weitere wichtige Städte des islamisch geprägten und autoritär regierten Landes sind Samarkant und Buchara an der historischen Seidenstraße.

In den 1930er Jahren fiel ein Großteil der rekrutierten einheimischen Parteiführung den Säuberungen Stalins zum Opfer. Es entstand eine stalinistische Partei- und Staatsbürokratie. Die Jahre 1941 bis 1945 waren vom Deutsch-Sowjetischen Krieg geprägt; die Stalin-Ära endete 1953.


(3) Moskau ist die Hauptstadt der Russischen Föderation. Mit rund 13 Millionen Einwohnern (Stand 2021) ist sie die größte Stadt. ...


(4) Die Oktoberrevolution (25. Oktober 1917) war die gewaltsame Machtübernahme durch die kommunistischen Bolschewiki unter Führung Lenins in Russland. … Dies führte zu einem mehrjährigen Bürgerkrieg und nach dessen Ende 1922 zur Gründung der Sowjetunion, einer Diktatur der Kommunistischen Partei Russlands.

In realsozialistischen Ländern gewöhnlich „Große Sozialistische Oktoberrevolution“ und als Wendepunkt der Menschheitsgeschichte glorifiziert, betrachteten die Gegner der Bolschewiki die Oktoberereignisse als bloßen Staatsstreich, dessen Ergebnisse sich erst nach einem blutigen Bürgerkrieg verfestigten.


(5) Das Wort Juden bezeichnet eine ethnisch-religiöse Gruppe oder Einzelperson, die sowohl Teil des jüdischen Volkes als auch Angehörige der jüdischen Religion sein können. Die Benutzung des Wortes oder Begriffs ist im historischen Kontext verschiedener Staaten, auch als dortige religiöse Minderheit, unterschiedlich.


(6) Als Antisemitismus werden heute alle pauschalen Formen von Judenhass, Judenfeindlichkeit und Judenfeindschaft bezeichnet. Der Ausdruck wurde seit dem Holocaust zum Sammelbegriff für alle Einstellungen und Verhaltensweisen, die Einzelpersonen oder Gruppen „den Juden“ zuordnen und ihnen negative Eigenschaften unterstellen, um die Abwertung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung bis hin zur Vernichtung jüdischer Minderheiten (Völkermord) zu rechtfertigen. Vertreter und Anhänger des Antisemitismus werden „Antisemiten“ genannt. ...


(7) Der Deutsch-Sowjetische Krieg war Teil des Zweiten Weltkrieges und begann am 22. Juni 1941 mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Im damaligen Deutschen Reich wurde er als Russland- oder Ostfeldzug bezeichnet, in der früheren Sowjetunion, dem heutigen Russland, und einigen anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion als Großer Vaterländischer Krieg. … Nach dem Ende der Schlacht um Berlin am 2. Mai 1945 endete der Deutsch-Sowjetische Krieg – damit auch der Zweite Weltkrieg in Europa – mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8./9. Mai 1945 – in Russland als Tag des Sieges begangen. … Adolf Hitler hatte diesen Angriffskrieg befohlen, … um für die „arische Herrenrasse“ Lebensraum im Osten zu erobern und den „jüdischen Bolschewismus“ zu vernichten. … Große Teile der sowjetischen Bevölkerung sollten vertrieben, versklavt und getötet werden. … und nutzte diesen Krieg zur damals so bezeichneten „Endlösung der Judenfrage“. … Vor allem wegen der von Deutschen geplanten und ausgeführten Massenverbrechen an der Zivilbevölkerung starben im Kriegsverlauf zwischen 24 und 40 Millionen Bewohner der Sowjetunion … Dieser Krieg gilt wegen seiner verbrecherischen Ziele, Kriegsführung und Ergebnisse allgemein als der „ungeheuerlichste Eroberungs- und Versklavungs- und Vernichtungskrieg, den die moderne Geschichte kennt.


(8) Das Bolschoi-Theater in Moskau ist das bedeutsamste Theater für Oper und Ballett in Russland.


(9) Im Gegensatz zu den kollektiv bewirtschafteten Kolchosen war eine Sowchose ein Landwirtschafts-(groß-)betrieb im Staatsbesitz mit angestellten Lohnarbeitern. … später waren sie meist spezialisierte Betriebe, die Saatgut und Zuchtvieh an die Kolchosen lieferten … Ab Mitte 1950 nahm die Zahl der Beschäftigten erheblich zu. In den 1970er Jahren produzierten sie knapp fünfzig Prozent der agrarischen Gesamtproduktion der UdSSR. Nach dem Zerfall der Sowjetunion brachen viele Sowchosen zusammen oder wurden aufgelöst, weil sie wirtschaftlich unrentabel waren und weil die junge Bevölkerung in die Städte floh. Zurück blieben Kulturruinen und Landbrachen von großem Ausmaß.


(10) Deportation bedeutet die Verschickung, Verschleppung oder Verbannung von Straftätern, politischen Gegnern oder ganzen Volksgruppen mit staatlicher Gewalt in weit entlegene Gebiete zu langjährigem oder lebenslangem Zwangsaufenthalt.


(11) Unter einer Denunziation versteht man das Erstatten einer (Straf-)Anzeige durch einen Denunzianten aus persönlichen, niedrigen Beweggründen. Die Denunziation kann anonym geschehen, … wenn der Denunziant ein Interesse daran hat, dass die von ihm denunzierte Person, Institution oder Gruppe nicht erfahren soll, wer hinter der Anzeige steckt.

Alle Quellen: wikipedia

Auszug aus „Tue alles was du kannst und noch ein bisschen mehr“, erzählt von Rosa B.; aufgeschrieben von Eva S.; bearbeitet von Barbara H. (2023)

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